Ein ungewöhnlicher Beginn einer Freundschaft zwischen Hund und Mensch
Am 12.11.2021 geschah etwas, das mein Leben für immer verändern sollte. An diesem Tag wurde im Gewerbegebiet Kamp-Lintfort ein Hund mit schwersten Bissverletzungen in einem Handtuch einfach entsorgt. Diese herzlose Tat wurde in den sozialen Medien und der Tageszeitung NRZ öffentlich gemacht, und es wurde nach Hinweisen und Informationen gesucht.
Die Begegnung mit Polly
Und dann kam ich ins Spiel. Mein Name ist Thorsten Potdevin, männlich, heute 36 Jahre alt, und ich besitze einen Sachkundenachweis nach Paragraph 6 seit dem Jahr 2007. Als ich das Bild dieses wunderschönen, aber gequälten Hundes in der Zeitung sah, war es, als würde mein Herz zerreißen. Trotz der Verbände und Schwellungen im Gesicht, auf der Brust und im Schulterbereich war es Liebe auf den ersten Blick.
Der erste Kontakt zur Tierherberge
Ich zögerte keine Sekunde und nahm sofort Kontakt zur Tierherberge Kamp-Lintfort auf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren natürlich misstrauisch, als jemand so kurz nach dieser grausamen Tat Interesse an dem Hund zeigte, der damals noch unter dem Namen Polly Pocket geführt wurde. Nach einigen Telefonaten und dem Ausfüllen eines Interessentenbogens durfte ich Polly Pocket besuchen.
Eine schwierige erste Begegnung
Dort stand ich vor einer Milchglastür, und dahinter befand sich Polly. Doch sie war alles andere als begeistert von meiner Anwesenheit. Sie versuchte sofort, mich anzugreifen. Es schien, als würden Angst und Aggressivität in ihr kämpfen. An diesem Punkt wusste noch niemand, was dieser arme Hund durchgemacht hatte. Mein Besuch dauerte nicht lange, da sie sich nicht beruhigen ließ.
Die Herausforderung beginnt
Aber von diesem Tag an war ich jeden einzelnen Tag vor Ort. Die Tierherberge war so freundlich und stellte mir immer eine Mitarbeiterin zur Seite, denn man hatte bereits erkannt, dass Polly Männer nicht mochte.
Die ersten Fortschritte
Das bedeutete, dass jeden Tag eine Mitarbeiterin dabei sein musste, wenn Polly und ich zusammen spazieren gingen. Nach ungefähr 14 Tagen durfte ich endlich alleine mit ihr in den Freilauf. Aber sie blieb misstrauisch. Sie bellte und knurrte, und immer trug sie einen Maulkorb. Aber nach einiger Zeit im Freilauf konnte ich sie mit Leckerlis locken und das erste Mal kurz berühren. Ihre Haut fühlte sich so weich an, und ich war überglücklich.
Ein wichtiger Durchbruch
Eines Tages bat ich darum, den Maulkorb abnehmen zu dürfen, und man gewährte mir diesen Wunsch. Als der Maulkorb weg war, kam sie näher. Sie wurde mutiger und selbstbewusster. Die Bedingung war, dass ich meinen Arm ausstreckte und wegschaute, denn direkter Blickkontakt war nicht ihr Ding.
Die Adoption von Polly
Am 25.12.2021 kam Polly schließlich zu mir, zunächst als Pflegehund, da die ursprünglichen Besitzer immer noch Anspruch auf sie erhoben. Doch mit der Zeit kamen immer mehr schockierende Geschichten ans Licht. Menschen meldeten sich und beanspruchten ihr Eigentum.
Pollys tragische Vergangenheit
Polly wurde als Dummy für Hundekämpfe missbraucht. Sie wurde zur Vermehrung eingesetzt und kämpfte in ihrer jungen Hundezeit nur ums Überleben. Und als Dank wurde sie misshandelt und missbraucht. Um es klar zu sagen: Dieser Hund ist nichts für den normalen Hausgebrauch oder für Menschen, die einfach nur einen Hund haben möchten.
Die Verantwortung als Retter
Trotzdem, nach sorgfältiger Überlegung, mit all den Herausforderungen und Nachteilen, die auf mich zukommen würden, entschied ich mich, diesem wunderschönen Wesen, das jetzt den Namen Polly trägt, eine Chance auf ein normales Leben zu geben. Mir wurde nachgesagt, ich sei ihre Rettung in der Not gewesen. Diese Aufgabe ist hart und nicht zu unterschätzen. Sie erfordert unendlich viel Zeit, Geduld und tägliches Training sowie erhebliche Kosten und Verpflichtungen.
Der Weg zur Rehabilitation
Mit professioneller Unterstützung einer fantastischen Hunde-Trainerin und einer örtlichen Hundeschule arbeiten Polly und ich seit Februar 2022 mehrmals pro Woche daran, sie so weit wie möglich ins normale Leben zurückzuholen. Eines ist jedoch sicher: Polly wird nie ganz normal sein, sie wird immer Narben tragen, und ein Flashback kann jederzeit auftreten. Das ist uns bewusst.
Eine bemerkenswerte Entwicklung
Trotz allem hat sich das harte Training bei Wind und Wetter, die unzähligen Stunden und unsere Geduld bis heute mehr als gelohnt. Polly hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, die uns staunen lässt. Und das Feedback von Menschen, die sie am Anfang und jetzt sehen, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Eine lebenslange Verantwortung
Festzuhalten bleibt: In unerfahrenen oder leichtsinnigen Händen könnte Polly zu einer Gefahr werden. Ich musste mein Leben, auch privat, komplett umstellen und alles anders machen. Doch ich habe es mit Freude getan. Ich liebe es jeden Tag, mit diesem besonderen Hund aufzuwachen, Zeit zu verbringen und mit ihr zu trainieren.
1 comment
Beim lesen kamen mir die Tränen :( ich hoffe dass ihr noch viele schöne Momente zusammen erleben werdet <3 Polly hat unendlich Glück dass du sie gefunden und die dein Herz erobert hat :) ich habe auch einige Jahre eine “besondere Hündin “ gehabt die leider viel zu früh verstorben ist aber sie war mein Seelenhund und ich denke das ist Polly auch für dich. Alles Liebe euch :-D